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Kulturkonservativismus 2.51

Wie glücklich man sich schätzen kann, noch die goldenen Zeiten des Internets miterlebt zu haben. Als es noch so etwas gab wie Diskussionsforen, in denen tatsächlich produktiver Austausch möglich war ganz ohne Like- und Share-Buttons und Chats ohne dümmliche Dino-, Kätzchen- und Pokemon-Smileys, bei denen einem schon vom Hingucken schlecht wird. Als es noch Software gab, die ihre User als Erwachsene behandelte und nicht völlig infantilisierte und manipulierte. Als man nicht für völlig verrückt gehalten wurde, wenn man eine längere Email schrieb und eine adäquate Antwort darauf erhoffte. Als man noch nach Belieben Pseudonyme einrichten und damit allerlei Schabernack treiben konnte. Und ich breche die Liste ab, denn ich werde sonst nur sentimental.

Das Internet ist tot. Wir sind dereinst dorthin ausgewichen, um der miserablen Realität zu entkommen und uns in der Virtualität neue Wirklichkeiten zu erschließen. Es war der beste Ort, den es jemals auf Erden gegeben hat. Die Möglichkeiten schienen unbegrenzt, überall lockten neue Informationen, neue Freunde, neue Vergnügungen. Man fühlte sich wie ein Kind, das nachts im Süßwarenladen eingesperrt worden ist. Durch unsere Dummheit und Bequemlichkeit haben wir es kommerzialisieren und reglementieren lassen – jetzt ist es tot, durch unsere Duldsamkeit haben wir es getötet. Wie trösten wir uns, wir Mörder aller Mörder?

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