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Abschiedsbrief an die IWW-Leipzig

Betreff: „Bitte nehmt mich aus dem Verteiler raus und der Mitgliederliste“

„Hallo!

Hiermit trete ich hochoffiziell aus der IWW aus und bitte darum, auch nichts mehr von euch per E-Mail zu hören. Außer Antworten auf die nun folgende Kritik.

Daran, dass ihr nette Menschen seid und ich euch lieb habe ändert diese natürlich nichts. Als Begründung für den Austritt möchte ich euch folgende Worte Adornos mit auf den Weg geben:

Als Reflex auf die verwaltete Welt wiederholt Pseudoaktivität jene in sich selbst. Die Prominenzen des Protests sind Virtuosen der Geschäftsordnungen und formalen Prozeduren. Mit Vorliebe verlangen die geschworenen Feinde der Institutionen, man müsse dies oder jenes, meist Wünsche zufällig konstituierter Gremien, institutionalisieren; worüber man redet, soll um jeden Preis „verbindlich“ sein.

Damit war Adorno objektiv mehr Punkrock als die IWW. Sollte einem das nicht vielleicht doch zu denken geben? Ist die Verweigerung von Reflexion nicht vielleicht sogar antisemitischer als die BDS-Kampagne?
Roman“
Erklärung dazu:
„Sich organisieren macht halt wirklich nicht gerade Spaß und hat so etwas realsozialistisch-graues an sich. Darin sehe ich auch die strukturelle Nähe, die dafür sorgt, dass die IWW den kurdischen Befreiungskampf so toll findet.“
Es gab ja auch einen Jungle-World-Artikel über die IWW und BDS, den man hier nachlesen kann:
https://jungle.world/artikel/2019/19/kuschelkurs-mit-israel-hassern
Hoffentlich führt er dazu, dass sich die IWW auch wirklich mal mit der Theorie hinter der Israelsolidarität beschäftigt und nicht immer nur Lippenbekenntnisse abliefert.
Was meint ihr? Habe ich da richtig gehandelt? Oder habe ich vielleicht sogar das Adorno-Zitat falsch verstanden?
Ist Abdullah Öcalan vielleicht doch ganz toll und ich check es einfach nicht? Und wie wird man eigentlich Clown, wenn einem das Geld für teure Clownschulen fehlt?
Über Kommentare freue ich mich sehr.

5 Comments

  1. Beppo Pfeiffer schrieb:

    Dafür, dass der Text weiter unten so komisch zusammen klebt möchte ich mich übrigens in aller Form entschuldigen.

    Hat jemand eine Idee, wie man das beheben könnte?

    Donnerstag, 16. Mai 2019 um 10:33 Uhr | Permalink
  2. Paul Stephan schrieb:

    Du musst Dir mal im Editor den Text als „Text“ anzeigen lassen und mit dem HTML-Code ein wenig experimentieren. Dann sollte es gehen. Wahrscheinlich musst Du einfach das „< div >“ löschen.

    Wegen dem Inhalt:

    Danke für den guten „Jungle World“-Artikel!

    Ich glaub aber, die Kurdensolidaritätsbewegung ist besser als ihr Ruf!

    Bist Du denn jetzt primär aus inhaltlichen Gründen ausgetreten oder weil Dir diese Art der Organisierung prinzipiell nicht gefallen hat?

    Donnerstag, 16. Mai 2019 um 01:17 Uhr | Permalink
  3. Beppo Pfeiffer schrieb:

    Ich glaube, dass die Art der Organisierung dazu führt, dass keine richtige Selbstreflexion stattfinden kann.

    Die ganzen Abläufe erzeugen bei mir ein Gefühl der Unfreiheit.

    Also witziger weise habe ich wirklich das Gefühl, dass auf die IWW alles zutrifft, was in diesem Text steht:

    https://www.zeit.de/1969/33/marginalien-zu-theorie-und-praxis/seite-2

    Und Adorno stellt ja auch diese Verbindung zwischen Solidarität mit Befreiungsbewegungen und der strukturellen Verunmöglichung von Kritik her.

    Donnerstag, 16. Mai 2019 um 02:04 Uhr | Permalink
  4. Paul Stephan schrieb:

    Alles klar!

    Die kurdische Bewegung ist ja schon seit vielen Jahren von ihrem leninistischen Kurs abgewichen und versucht insbesondere, die eher anarchistischen Theorien von Bookchin umzusetzen. Insbesondere Themen wie Ökologie, direkte Demokratie und Frauenemanzipation haben dort höchste Priorität. Ich glaube, in den befreiten Kurdengebieten in Syrien ging in diesem Sinne auch einiges.

    Für mich ist die Kurdenbewegung fast der einzige Hoffnungsträger in dieser Region, wo sonst fast nur Islamisten und autoritäre Nationalisten wie Erdogan am Start sind.

    Mit der HDP ist auch eine der kurdischen Sache gegenüber sehr freundlich gesonnene politische Partei eine der wichtigsten linken oppositionellen Kräfte in der Türkei.

    Die Kurdenbewegung ist außerdem soweit ich weiß Israel gegenüber recht wohlwollend eingestellt, weil man sieht, dass man ein ähnliches Schicksal wie die Juden hat.

    Donnerstag, 16. Mai 2019 um 03:35 Uhr | Permalink
  5. Beppo Pfeiffer schrieb:

    Also dass Öcalan kein Leninist im klassischen Sinne ist, weiß ich! Mit Bookchin habe ich mich leider noch nicht auseinandergesetzt.

    Dem Anspruch nach stehen ja Ökologie, Frauenemanzipation und direkte Demokratie vielfach hoch im Kurs. Die Frage, die ich mir stelle, ist, ob ein kurdischer Staat nicht letztlich den selben Zwängen unterliegen würde wie jeder andere auch und dann letztlich doch keine so wahnsinnig andere Politik machen würde.

    Also der theoretische Anspruch und die praktische Umsetzung liegen ja bei fast allen Staaten meilenweit auseinander.

    Ist die Hoffnung so gering geworden, dass die Türkei doch noch irgendwann einmal eine andere Regierung bekommt und wieder aufgeschlossener wird?

    Ich sehe halt diese Demos, auf denen Bilder eines „großen Mannes“ herumgetragen werden, höre die Forderungen nach mehr Waffen und finde das alles reichlich merkwürdig. Und will da vor allem auch nicht mitlaufen bzw. mich damit gemein machen.

    Außerdem gibt es ja nicht nur die kurdische Bewegung von Öcalan sondern auch andere Strömungen…

    Donnerstag, 16. Mai 2019 um 04:12 Uhr | Permalink

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