Es ist ein Sarkasmus der Geschichte, wenigstens aber eine Frechheit und ein (bei mir zum Glück nicht täglicher, sondern aufgrund meines Hasses auf dieses Gebäude und mangelnde Notwendigkeit schlechtestenfalls monatlicher) Schlag ins Gesicht eines jeden, der sich irgendwie als „kritischer Intellektueller“ in Adornos Nachfolge versteht, dass das Gebäude, das nun seit dem großartigen Engagement der hiesigen Unilinken am Theodor-W.-Adorno-Platz liegt, über eine der abscheulichsten und gesundheitsgefährdensten Drehtüren der ganzen Welt, die der Philosoph bekanntlich verachtete und als Hauptsymptom der verdinglichten Welt betrachtete, verfügt. Eine schallende Ohrfeige, die immerhin mit der Realität jenseits des akademischen Schneckenhauses konfrontiert und nicht vergessen lässt, warum man so denkt, wie man denkt. Man muss dem Präsidium daher doch dankbar sein dafür, dass es die zu fruchtbarer kritischer Theorie stets erforderliche Wut zu wecken vermag. Der höhnische Sarkasmus könnte sich so rückblickend als förderliche Ironie herausgestellt haben werden. Es ist allerdings eher davon auszugehen, dass die alltägliche Konfrontation mit diesem widerwärtigen Ärgernis nur zu einer schädlichen Gewöhnung an das allgemeine Übel führt. Wer nicht mehr wütend ist, vermag nicht zu denken. Das Ziel des täglichen Spießrutenlaufs wäre dann erreicht.
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2 Comments
Mir wurde vorgeworfen, ich würde in diesem Textchen die Wahrheit verdrehen. Exakterweise stand am Anfang der Umbenennung die Forderung, die Adresse des gesamten Campus in Norbert-Wollheim-Platz umzubenennen. Die Unileitung griff diese Forderung auf, benannte jedoch nur einen Teil des Campus wie gewünscht nach dem Auschwitz-Überlebenden, der 1950 die erste Klage gegen die IG-Farben auf Entschädigung für die geleistete Zwangsarbeit einreichte und damit einen Präzedenzfall schuf. Andere Teile des Campus (dessen Adresse vorher Grüneburgplatz war) wurden hingegen nach anderen Persönlichkeiten benannt, u. a. eben Theodor W. Adorno.
PEG, auch bekannt als „Das Labyrinth“. Im fordistischen Af-Elfenbeinturm blickte der „kritische Theoretiker“ noch erhaben auf das Gewirr der Großstadt herab. Im Postfordismus hat er sich zum Einigeln selbst eines geschaffen, das keinen Überblick mehr zulässt. In den Ecken zerfransen die Reste abgerissener Fäden, Ariadne ist längst emanzipiert und opfert sich nicht auf für das Wohl eines dahergelaufenen Macho-Helden vom Festland. Doch auch Dionysos trifft sie so nicht.
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