Ein Gastbeitrag der Redaktion des Erreger.
„Der Erreger ist tot – lange lebe der Erreger!“, schallt es seit Wochen durch die Republik. Aufbauende Worte zu den „Erfolgen der Impfkampagne“ wechseln sich mit Schreckensmeldungen von Impfunwilligen und Delta-Variante ab. Die Angst vor der Erkrankung ist derweil in großen Teilen der Bevölkerung längst verflogen, weil die Durchsetzung der Maßnahmen ihrer nicht mehr bedarf; 3G-Regeln, Masken und Home-Office sind den Deutschen in ihre zweite Natur übergegangen. Das war überhaupt erst möglich mittels eines kollektiven Kraft- und Gewaltaktes, der paradoxerweise täglich aufs Neue scheinbar mühelos oder gar genüsslich vollbracht wird. Weil das Subjekt die Entbehrungen, die ihm im Namen der Krise abverlangt werden, am Ende aber eben doch nicht überstehen kann, ohne Risse zu bekommen, projiziert es die Angst vor dem eigenen Nervenzusammenbruch paranoid auf staatsfeindliche Elemente.
Zu diesen darf man wohl die Broschüre Der Erreger – Texte gegen die Sterilisierung des Lebens zählen. Die im Juni 2021 erschienene Publikation richtet sich gegen die ideologischen Verzerrungen und Tabubrüche seit Beginn des ersten Lockdowns – in der Überzeugung, dass die Emanzipation aller Menschen von Herrschaftsverhältnissen die Aufhebung der Corona-Maßnahmen zur Voraussetzung hätte. Da diese Forderung in einem Satz ausgesprochen ist, versuchten die Autoren darüber hinaus, einige Gedanken zu formulieren zur gegenwärtigen gesellschaftlichen Lage. Es geht um Apokalyptiker und finstere Reformatoren, Linke und Lädierte, Verdränger und Verdrängtes, Verwerfungen und Verworfenes. Kompliziert sind die Fronten, die eigene Erfahrung durch den Lockdown ärmer geworden, die polit-ökonomischen Verhältnisse noch trüber als sonst. Dem zum Trotz sind im „Erreger“ knapp 30 Texte versammelt, die versuchen, zum begrifflichen Verständnis der Misere und letztlich zu ihrer Abschaffung einen Beitrag zu tun.
Bestellt werden kann der Erreger für 5 Euro unter dererreger [at] posteo.de.